Montag, 28. September 2009

Arbeiten und Königinnen

Eigentlich sollte ich schlafen.
Aber ich habe noch garnicht von meiner Arbeit in der Stiftung berichtet. Also die Stiftung (Fundacón) Germán A. Wachnitz, wurde von Gisela vor einigen Jahren gegründet.
Meine 2 Chefinen, Ingrid und Gisela, sind die gechilltesten. Wobei Gisela meist alles auf einmal erledigen möchte, was mich und Ingrid ein wenig (positiv) verzweifeln lässt.
In der Fundacion sprechen wir ein Kauderwellsch aus Castellano&Alemán.
Die Stiftung selbst gibt Deutschunterricht (kostenpflichtig/privat) und kooperiert mit vielen wohltätigen Einrichtungen, wie z.B ein Kinderheim.
Verbindungen nach Deutschland bestehen auch, für Au-Pairs, Schüleraustausch und Voluntäre in allen Formen, Möglichkeiten und Farben.
Morgen beginnt meine 3. Arbeitswoche.

Meine Arbeit bisher:
Unterrichtsmaterial bestellen, E-Learning Seiten suchen, eine Ausstellung über alle Projekte anlässlich des 90 jährigen Bestehens von Eldorado vorbereiten, Assistentin im Deutschunterricht - sowohl in der Fundación, als auch in einer PaSch - in der PaSch werde ich demnächst dann auch die ein oder anderen Sachen für den Unterricht machen, wie mich auch selbst vor die Klasse stellen,
darüberhinaus stehe ich den Schülern immer bereit für Konversationen (auch via MSN in meiner Freizeit)


Spanischunterricht bekomme ich auch.
Also das dürfte ein kleiner Einblick in meine Arbeit sein. Habe viel Spielraum auch für eigene Ideen.

Anlässlich des Geburtstags darf ich sogar in einem Apfelgrünen T-Shirt mit der Stiftung marschieren. Meine Gastmutter wird Fotos machen ...

Mit Gisela war ich auch schon in einem Armenviertel, das ein wenig außerhalb der Stadt liegt, wie immer wenn es um unangenehme Dinge im Leben geht.
Liebe Menschen sind das, sehr freundlich.
Die Lebensbedingungen sind jedoch mieserabel, wenn man Glück hat, dann gibt es Wasser.

Die Hütten bestehen aus einfachen Holzbrettern, bei starken Stürmen/Gewittern wars das dann aber auch mit denen.
Mit dem Holz verdienen manche ein paar Pesos.
Diese Holzhütten stehen auch außerhalb der Städte am Straßenrand.
Los pobres.
Die Kinder spielen im Dreck, haben nicht mal umbedingt Schuhe, geschweige denn Klamotten.
Es kam jedoch eine Spende rein, die wir demnächst verteilen werden.

Man hat mir schon richtig gute Geschichten bezüglich der Barrios de los pobres erzählt.
Wenn was ist für das demonstriert werden soll, werden Freßpackete verteilt, damit die Armen ein wenig demonstrieren.
Vor Wahlen wurden schon linke Schuhe verteilt ... nach der Wahl sollten eigentlich

arm beklaut reich, reich beklaut arm

Ein weiteres Problem an den Armenvierteln ist, dass Argentinier selten an "Morgen" denken.
Daher ist die Hilfe zur Selbsthilfe wichtig.
Nach dem Wirtschaftscrash in Argentinien kommen die Leute jedoch aus ihrem Trott nicht mehr heraus.

Nichts desto trotz gibt es in Argentinien immer etwas zu feiern.
Oder jemanden zum Krönen.
In meinen 2 Wochen in Eldorado war ich bereits auf 3 Krönungen.
Hübsche junge Damen.
Jedoch fall ich auch jedes Mal auf.
Ich weiß nicht, woran das liegen könnte .... *hust*

Den Abend habe ich ganz gemütlich nebenan bei meiner Gastschwester verbracht, mit ihrem Freund und einen bekannten von den beiden.
Als hätte man es nicht schon an den Piercings feststellen können, fanden wir heraus, dass wir die selben musikalischen Vorlieben teilen, alle keine Lust haben morgen/heute früh aufzustehen und haben einen recht sinnfreien Film auf uns einrieseln lassen, während jeder fröhlich seinen Mate geschlürft hat.


Während der Unterhaltung über Konzerte, wurde mir bewusst, wie priviligiert ich eigentlich bin.
Und ich muss ehrlich sagen, dass ICH persönlich mich damit ein wenig blöd fühle.
Die 3 sind welche von der kleinen argentinischen "Mittelklasse" (gott, diese Klassifizierung, zum Kotzen) also locker überlebensfähig aber nicht in Saus und Braus lebend.
Wenn man dann aber hört, dass die ewig dafür sparen müssen um auf ein Konzert zu gehen, von dem ich mir einfach morgen die Karte holen würde, dann will man die Welt verbessern und sieht vor allem seine nächste Konzertkarte mit anderen Augen.

Man wollte mir nicht glauben, dass ich keinerlei musikalisches Talent besitze, weder zum Tanzen, noch zum Instrumentspielen.
Das werde ich bei Gelegenheit beweisen.
Ich kann nur ganz gut rumbrüllen :)
Was ich jedoch sehr genieße, endlich mal wieder das Nesthäckchen zu sein.
In Deutschland bin ich ja schon ein alter Hase x)

So jetzt aber wirklich Heia.
Weil bis zur Siesta muss immerhin 4h gearbeitet werden.
Und die Siesta geht sowieso immer an mir vorbei, weil ich die Zeit zum Chatten nutze (:

Mittwoch, 23. September 2009

Zitat

"Warum geht man fort?
Damit man zurückkehren kann, um den Ort, den man verlassen hat, mit neuen Augen und zusätzlichen Farben zu sehen.
Und auch die Menschen dort sehen einen anders.
Dorthin zurückzukehren, wo man begonnen hat, ist nicht das Gleiche, wie nie zu gehen."


aus Terry Pratchetts "Ein Hut voller Sterne"

Dienstag, 15. September 2009

Endlich erste Eindrücke

So, wie der Flug war interessiert bestimmt keinen, ich bin ja angekommen.
Und das auch sehr gut.

Fangen wir mal mit dem Verkehr in Buenos Aires an:
Autos fahren da, ja, die wären in Deutschland schon lange im Museum oder verschrottet. Wohl eher zweiteres.
Spuren einhalten, das gibts auch nicht, am besten blockert man 3 auf einmal, damit man flexibel ist.
Argentinien, das Land mit den meisten Verkehrstoten, so heißt es.
Ich kanns mir auch sehr gut vorstellen.
Da würde ich nie fahren.

Buenos Aires:
RIESIG.
Berlin ist dagegen klein und überschaubar.
Es gibt recht schöne Seiten und recht unschöne Seiten an Buenos Aires.

Unschön:
- viele Autos
- viele Menschen
- schlechte Luft
- viele Straßenhunde :( los pobres
- große Kluft zwischen Arm und Reich
- ähm, groß ^^

Schön:
- schöne Plazas
- Gelassenheit (dazu später)
- tolles Essen *jammy* ja und das ohne "Darmerkrankungen" und das gilt sogar für mich, und das obwohl ich soeinen empfindlichen Magen habe :)
- tolle Leute
- eigentlich eine tolle Atmosphäre

Natürlich hatte ich die 2 Tage die ich dort war nicht genug Zeit, um alles zu sehen.
Julio ist mit mir eine Runde durch La Boca gefahren/gelaufen.
Man erkennt dort sehr gut eine gesellschaftliche Kluft.
Aber an sich wirklich schön anzusehen, also das turistische La Boca.

Busfahren ist ein Erlebnis für sich.
Da meine liebe Ivana und der liebe Julio auch arbeiten gehen müssen, hatte ich die Ehre mit dem Bus fahren zu dürfen.
Das muss man erlebt haben, das ist keine Ironie.
Nachdem ich den ganzen Tag über mit Julio das Szenario im Bus üben durfte und ihm tausendmal gesagt habe welcher Bus ins Centro fährt und welcher aus dem Centro kommt und welche Busnummer und was ich zum Busfahrer sagen muss etc pp usw ...
Ja, da durfte ich endlich los.
Natürlich war morgens keiner mehr im Haus.

Aus irgendeinem Grund bin ich duschen gegangen und einfach los in Richtung Bushaltestelle.
In Deutschland schaut man für gewöhnlich, wann überhaupt ein Bus kommt, nicht wahr?
Dieser Aspekt blieb gänzlich aus.
ICh weiß garnicht wieso, aber ich bin einfach losgelaufen. Spontan wie's in Argentinien wichtig ist.
Ja ich kam gerade an und dann kam auch shcon der Bus.
Randnotiz: Es gibt keine Fahrpläne in Argentinien ;) man geht einfach los.
Irgendwie hatte ich das schon verinnerlicht, ohne dass es mir jemand gesagt hatte.

Damit habe ich das argentinische "schaun ma mal" verinnerlicht.

Es ist nicht nur ein Gerücht, dass die Leute in Argentinien gastfreundlich sind, sie sind es auch wirklich ;)

Damit fasse ich zusammen:
- gasfreundlich
- höflich
- flexibel/spontan/gelassen

Was noch wirklich stimmt : VIEL FLEISCH!!!!!!

Doch auch das ist eine Geschichte für sich.

Wir sind mit dem Goethe Institut in ein Restaurant gegangen.
Oh ja ich hatte Lust auf Fleisch =)
Also habe ich mir ein Steak bestellt.
Kostenpunkt: 6 oder 7€
Was habe ich bekommen?
- EINEN 400g BATZEN FLEISCH ! ... OHNE Beilagen :) Gott, geil!
Richtig lecker.
In Argentinien muss man Fleischesser sein, sonst ist man hier wirklich verloren.
Ich habe schon viel Fleisch gegessen, aber das Fleisch hier topt alles.

In Eldorado wurde ich gestern auch erstmal mit einer Grillparty im kleinen Kreise begrüßt, während Merle, die andere Freiwillige verabschiedet wurde.
Man muss sich die Küche, bzw den Gemeinschaftsraum wie einen Wintergarten vorstellen.
In diesem Wintergarten sind einige Tische, eine Küche ... und jetzt das Beste.
Diese Küche hat quasi einen eingebauten Grill!
EINGEBAUTEN GRILL !!!
So mittlerweile finde ich das Grillen in Deutschland schon lächerlich :) .. nichts für ungut.

Busfahren in Argentinien:

Klasse: super cama (super Bett)
3 Sitze pro Reihe, alle kann man fast waagrecht machen und hat dann quasi ein Bett.
Ultra bequem!
Dann gibt es dort noch einen netten Kellner, der einem Wasser/Cola/Champus/Wein usw serviert. Essen natürlich auch. ( Fleisch ... )
Allerdings hatte ich als einzige Insassin des Busses die Ehre eine lange Unterhaltung mit dem Kellner zu führen.
Ich hatte kein Hunger und dann durfte ich gleich meine Lebensgeschichte erzählen, bis zu dem Zeitpunkt im Bus.
Naja, ich hatte einfach schon von Ivana total geiles Essen bekommen :D
Hier macht man sich einfach Sorgen, wenn man nicht essen möchte.
Gut, wir hatten auch noch die Diskussion, ob er nicht den Film auf Spanisch zeigen kann usw.
Der war echt freundlich, der hat viel Trinkgeld bekommen.

Trinkgeld ist sehr wichtig hier!
SEHR WICHTIG!
Wenn ich den 10Pesos in die Hand drücke sind die so unglaublich glücklich .. und ich bin nicht mal 2€ los.
So sind die Verhältnisse hier halt.

Ein paar Wörtchen zu Eldorado.
Kleinstadt mit rotem Boden.
Aber auch für eine Kleinstadt ist es hier sehr laut.
Man trifft sich halt auf der Straße.

Meine Gastmutter ist ok.
Leider macht sie so unheimlich viel für mich, dass ich echt ein schlechtes Gewissen bekomm.
Und immer wenn ich helfen will braucht sie keine Hilfe... naja für die nächsten Tage noch, denke/hoffe ich :)
Hier gibt es eine Dackeldame, Lulu, und ein kleinen Hundeherr Chiche. Die sind ganz ulkig.
Aber am Besten ist die Schildkröte, vor allem wenn man sie beim Essen beobachten darf *chap* xD ... Habe das natürlich gefilmt, damit jeder Spaß damit hat und sich *chap*-denken kann. http://www.youtube.com/watch?v=hHAt9IEM3-E
Ich habe ein eigenes Zimmer mit eigenem Bad und jetzt sogar ein Internetkabel. Que bueno!

Morgen ist mein erster Arbeitstag, allerdings weiß ich nicht wann ich da sein soll.
Ich zitiere:
"Wir sagen dir morgen Mittag bescheid"
AAHHHJA !
Die Argentinische Flexibilität lässt grüßen.
Jetzt muss ich nurnoch wissen, wann ich aufstehen soll :)

Mosquito, gibts.
Habe schon 2 getötet, man greift mich halt nicht an :)
Viieeeel einschmieren mit Mückenschutz.
Blanca attackieren sie nicht :(
manno ...

Nungut.
Bilder lade ich heute nicht mehr hoch.
Wann anders.
Jetzt gibts erstmal Abendessen (22.16 Ortszeit)

Gute Nacht :)

Ich werde weiter darüber philosophieren, ob ich gerade langsamer am altern bin:D
In Deutschland habe ich ja schon seit 3h Geburtstag, aber hier noch nicht.
Alter ich dann 5h langsamer während ich hier bin =)?
hmm...

Freitag, 4. September 2009

Berlin y el Instituto Cervantes

Liebe fremde Leser,
liebe regelmäßige Leser,
liebe Verwandte,
liebe Freunde,


gestern waren wir in Berlin.
Warum?

Wir wurden in verschiedene Institutionen eingeteilt, die mit einem Sprachraum zu tun haben und dementsprechende Arbeit leisten.

Ich hatte das Vergnügen ins Instituto Cervantes zu dürfen.
Das Instituto Cervantes hat in etwa die selben Aufgaben wie das Goethe Institut.
Sprach- und Kulturarbeit vereinfacht gesagt.
Habe mich darin so richtig wohl gefühlt und von der Bibliothek wollte ich mich garnicht verabschieden.

Anschließend ging es weiter in die Stadt, Freizeit.
Nach einer leckeren und günstigen Pizza im Prenzlauer Berg habe ich noch ein wenig Alibikultur gemacht.
Alexanderplatz, Reichstag, Kanzleramt, Bundesrat. Kenn dat ja alles schon, nech :)
Ein paar Bilder sind in meiner Gallerie, also ich hoffe die Verbindung schafft das.

Am Dienstag geht es noch ins Auswärtige Amt.

Heute ein wenig über Diskriminierung, Vorurteile, Kulturshock usw geredet.

Das Essen schmeckt mir allerdings immer noch nicht (c: